Hand: Sehnenscheidenentzündungen
Diagnose / Therapie / Ansprechpartner
Diagnose
Begriffserklärung und Entstehungsursachen
Die Bewegung von Daumen und Fingern erfolgt durch die Unterarmmuskeln, welche über Sehnen an den Fingern und am Daumen befestigt sind. Diese Sehnen verlaufen beugeseitig im körperfernen Anteil der Handfläche und an den Fingern sowie streckseitig am Handgelenk jeweils durch enge Gleitkanäle. Diese bestehen auf der einen Seite aus Knochen und auf der anderen Seite aus kräftigen Bändern (an den beugeseitigen Fingern nennt man sie Ringbänder). Diese Bänder bilden ein Haltesystem für die Sehnen, das beim Beugen der Finger bzw. des Daumens oder beim Überstrecken im Handgelenk verhindert, dass die Sehnen sich vom Knochen abheben.
Damit die Sehnen in diesen engen Kanälen besser gleiten können. sind sie von einem dünnen Sehnengleitgewebe umhüllt. Kommt es nun zu einer Verdickung der Sehne mit ihrem Gleitgewebe und somit zu engeren Verhältnissen im Kanal, kann die Sehne nicht mehr frei gleiten. Die Folge ist eine schmerzhaft entzündliche Reaktion der Sehnenscheide, eine Sehnenscheidenentzündung (auch Tendovaginitis stenosans genannt).
Ausgelöst wird eine solche Verdickung der Sehne samt ihrem Gleitgewebe von chronischer
Überanspruchung durch körperlich ungewohnte Tätigkeiten, stumpfer Gewalteinwirkung, einem
Bluterguss oder auch chronisch entzündlichen Erkrankungen (wie Rheuma oder Gicht). Andere Erkrankungen, die mit einer
Vermehrung des Sehnengleitgewebes einhergehen (z.B. Diabetes) oder eine hormonelle Umstellung in den
Wechseljahren (insbesondere bei Frauen über 50 J.) können ebenfalls ursächlich sein.
Bei Neugeborenen oder Kleinkindern tritt teilweise auch eine angeborene Verengung des Gleitkanals
auf, die ebenfalls zu einem Missverhältnis zwischen Durchmesser des Gleitkanals und Sehnendicke
führen. Dies wird oft zuerst im Bereich des Daumens beobachtet, wo ein in Beugestellung
eingesteifter Daumen auffällt (ein so genannter Pollex flexus congenitus).
Symptome und Beschwerden
Anfänglich treten meist unspezifische Schmerzen und eine Schwellung über den betroffenen
Sehnenkanälen, eventuell verbunden mit einer Morgensteifigkeit oder einem Spannungsgefühl, auf.
Beugeseitig bildet sich dann später an den Fingern und am Daumen meist auf Höhe der Grundgelenke
eine knotige Verformung der Sehne, die dann in der Bewegung vor der Engstelle (in diesem Fall dem so
genannten „A1-Ringband“) hängen bleibt und nur unter erhöhtem Kraftaufwand dann doch, meist
mit einem schmerzhaften Schnappen, unter dem Ringband hindurchrutscht. Dieses Phänomen nennt man
„schnappenden“ oder „springenden Finger“. Besonders ausgeprägt tritt dieses
„Schnappphänomen“ in der Regel morgens auf.
Im Extremfall kann es zu einer ständigen Blockierung des Fingers in Beuge- oder – seltener – in
Streckstellung kommen.
Streckseitig liegen die Gleitkanäle auf Höhe des Handgelenks. Sie werden auch
Strecksehnenfächer genannt. Typischerweise kommt es hier zu einer Enge im Bereich des „ersten
Strecksehnenfachs“ am daumenseitigen Handgelenk, durch welches zwei Daumensehnen verlaufen. Dies
führt oft zu einer sichtbaren, harten und druckschmerzhaften Schwellung sowie schmerzlichen
Bewegungseinschränkung des Daumens. Die Schmerzen können bis in den Unterarm ausstrahlen.
Typisch ist ein positiver Provokationstest nach Finkelstein: Der Patient umschließt den gebeugten
Daumen mit den anderen Fingern und der Untersuchende führt eine ruckartige Bewegung des Handgelenks
nach ellenseitig durch. Der Patient gibt dabei starke Schmerzen über dem ersten Streckerfach an.
Manchmal lässt sich ein typisches „Knirschen“ bei der Bewegung des Daumens über dem ersten
Strecksehnenfach tasten.
Die Sehnenscheidenentzündung im Bereich des ersten Strecksehnenfaches nennt man auch Tendovaginitis
stenosans De Quervain.
Diagnostik
In der Regel kann die Diagnose anhand der typischen Vorgeschichte und dem klinischen Befund bei der handchirurgischen Untersuchung problemlos gestellt werden. Zusätzliche bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie oder Kernspintomographie sind normalerweise nicht erforderlich. Eine Laboruntersuchung ist nur bei dem Verdacht auf eine ursächliche Systemerkrankung sinnvoll.
Therapie
Behandlung
Im frühen Stadium sollte eine konservative Behandlung erfolgen. Hierbei können lokal
abschwellende Maßnahmen (z.B. Eisanwendungen), entzündungshemmende Medikamente
und Kortisoninjektionen in die Sehnenscheide durchgeführt werden. Bei einer Tendovaginitis
stenosans De Quervain kann zusätzlich eine Gipsruhigstellung des Daumenstrahls erfolgen.
Bei erfolgloser konservativer Therapie, einem ausgeprägten „Schnapp-Phänomen“ oder einer
Blockade des Fingers in Beuge- oder Streckstellung sollte eine Operation durchgeführt werden.
Hierbei wird in Lokal- oder Regionalanästhesie die ursächliche Gleitkanalenge beseitigt, indem das
den Kanal begrenzende Band komplett längs durchtrennt wird. Gegebenenfalls wird das verdickte
Sehnengleitgewebe entnommen und feingeweblich untersucht..
Die Operation erfolgt in der Regel ambulant. Beim „schnappenden Finger“ wird über einen
kleinen Schnitt im Verlauf der körperfernen Hohlhandfalte eine Durchtrennung des A1-Ringbandes auf
Höhe des Grundgelenks des betroffenen Fingers durchgeführt.
Bei der Tendovaginitis stenosans de Quervain erfolgt eine Spaltung des ersten Strecksehnenfaches
über einen Schnitt am daumenseitigen Handgelenk. Die Operation sollte immer unter blutleeren
Verhältnissen des Armes erfolgen, um die in unmittelbarer Nähe verlaufenden Nerven und Gefäße
sicher schonen zu können.
Funktionelle Beeinträchtigungen durch die Durchtrennung des Bandes sind nach dieser Operation nicht
zu erwarten.
Nachbehandlung
Bei der Operation der Tendovaginitis am A1-Ringband wird lediglich ein Kompressionsverband
angelegt, der die Finger selbst frei lässt. Um ein Verkleben oder Verwachsen der Beugesehnen mit
der Narbe zu verhindern, sollten bereits vom Operationstag an eigentätige aktive Bewegungsübungen
für die Finger erfolgen. Unter Umständen ist auch eine krankengymnastische Übungsbehandlung
sinnvoll, insbesondere wenn mehrere Finger gleichzeitig operiert wurden. Gleichzeitig sollte die
Hand in den ersten Tagen nach der Operation immer auf oder über Herzniveau gehalten werden, um der
Schwellneigung nach Operationen vorzubeugen. Ringe sollten in dieser Zeit auf keinen Fall an der
operierten Hand getragen werden!
Die Hautfäden werden cirka 12 bis 14 Tage nach der Operation entfernt. Mit einer Belastung der Hand
sollte nicht vor Ablauf von 2 bis 3 Wochen nach der Operation begonnen werden. Die
Arbeitsunfähigkeit bei körperlich arbeitenden Patienten beträgt etwa 3 Wochen.
Bei der operativen Versorgung der Tendovaginitis stenosans de Quervain wird eine kleine Gipsschiene für den Daumenstrahl angelegt, welche nach 5 Tagen entfernt werden kann. Die übrige Nachbehandlung entspricht der oben genannten.
Ansprechpartner
Zentrum für Hand- und Rekonstruktive
Chirurgie
Dr. Giuseppe Broccoli
Tel 0421.8778-155
Fax 0421.8778-108
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Terminvergabe:
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