Hand: Tumor und tumorähnliche Veränderungen

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Diagnose

Begriffserklärung und Entstehungsursachen

Der Begriff Tumor beschreibt zunächst einmal nicht anderes als eine Schwellung bzw. Gewebe-Neubildung. Er kann gutartig oder bösartig sein. Davon werden auf Basis des feingeweblichen Erscheinungsbildes tumorähnliche Veränderungen (TäV) abgegrenzt, die zwar ebenfalls wie eine Schwellung aussehen, aber keine eigentliche Zellvermehrung aufweisen. Solche Veränderungen treten infolge von Verletzungen, Entzündungen, Stoffwechselstörungen oder Verschleißerscheinungen auf und sind grundsätzlich gutartig.

Tumoren und tumorähnliche Veränderungen können vom Knochen, von den Weichteilen oder von der Haut der Hand ausgehen, wobei die feingewebliche Untersuchung die endgültige Diagnose ermöglicht.

Dementsprechend ist die klinische Vielfalt dieser Erkrankungen äußerst groß, so daß die präzise Diagnose und bestmögliche Therapie neben umfangreicher handchirurgischer Erfahrung sehr unterschiedliche zusätzliche Untersuchungsverfahren erfordert.

Im Folgenden werden die häufigsten Tumoren und tumorähnlichen Veränderungen (TäV) der Hand und deren Behandlung beschrieben. Bösartige Tumoren an der Hand treten äußerst selten auf.

Therapie

Symptome, Beschwerden, Diagnostik und Behandlung

Ausgedehntes Überbein am Handgelenk

Am häufigsten werden Ganglien (TäV der Weichteile) gesehen, die aufgrund ihrer Härte auch als „Überbein“ bezeichnet werden, aber keinerlei Knochensubstanz beinhalten. Es handelt sich um mit Flüssigkeit gefüllte Aussackungen der Gelenkkapsel. Sie sind meistens auf der daumenseitigen Streckseite des Handgelenkes zu finden, seltener beugeseitig oder im Bereich der Fingerbeugesehnen. Sie können einen Durchmesser von bis zu mehreren Zentimetern haben und verursachen Druckschmerz, Bewegungseinschränkung, Kraftverlust oder aber kosmetische Beeinträchtigung. In diesen Fällen ist die Entfernung des Ganglions zu empfehlen, die in Kurznarkose ambulant durchgeführt wird. Nach der Operation wird das Handgelenk für eine Woche in einer Gipsschiene ruhig gestellt.

Ebenfalls recht häufig treten Mukoidzysten auf (TäV der Weichteile), die als Schwellung auf der Streckseite der Fingerendgelenke auftreten. Teilweise sondern sie Flüssigkeit ab und stehen im Zusammenhang mit Gelenkverschleiß. Bei Schmerzen, Sekretion oder kosmetischer Beeinträchtigung ist die komplette Entfernung der Mukoidzyste mit darüber liegender Haut angezeigt. Je nach Größe ist dabei unter Umständen eine kleinflächige Hautverschiebelappenplastik erforderlich, um den Defekt zu decken. Auch dieser Eingriff wird in Kurznarkose ambulant durchgeführt.

Enchondrom an der Basis des
Fingermittelglieds

Der häufigste vom Knochen ausgehende Tumor ist das gutartige Enchondrom. Der zystische, hohlraumbildende Prozess des Knochens verursacht häufig keinerlei Beschwerden und wird im Rahmen von aus anderen Gründen angefertigten Röntgenbildern eher als Zufallsbefund entdeckt. Erreicht das Enchondrom allerdings eine fortgeschrittene Größe, kann es zu Schwellung und Schmerzen oder aber zum Bruch des manchmal nur noch papierdünnen Knochens kommen. In diesen Fällen ist die operative Versorgung in Form von Zystenausräumung und Auffüllung mit eigenem Knochenmaterial aus dem Beckenkamm angezeigt. Dieser Eingriff ist mit einem stationären Aufenthalt von cirka 4 Tagen verbunden. Die Dauer der Gipsruhigstellung hängt vom Ausmaß der Stabilität ab und beträgt maximal 4 Wochen. Volle Belastbarkeit ist nach 3 Monaten gegeben.

Weitaus seltener ist der Glomustumor zu beobachten, ein gutartiger Tumor der kleinen Blutgefäße, der häufig unter dem Fingernagel liegt und oft nicht größer als wenige Millimeter ist. Aufgrund seiner geringen Größe und der enormen Schmerzen, die bis in den Oberarm ausstrahlen, dauert es nicht selten bis zu zehn Jahren und mehr, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Nach ambulanter Entfernung in Kurznarkose und Wideraufbringung des Fingernagels tritt sofortige Schmerzfreiheit ein.

Im weitesten Sinne als tumorähnliche Veränderungen sind Fremdkörpergranulome aufzufassen, die zumeist nach Einsprengung diverser Fremdkörper (Dornen, Metallsplitter, Holzsplinte usw.) auftreten und zunehmend Schmerzen und Schwellung verursachen. Die Entfernung dieser Fremdkörper erfolgt je nach Ausmaß und Infektionsgrad ambulant sowie in Einzelfällen stationär.

Nach Schnittverletzungen mit nicht versorgten Durchtrennungen eines Nervs kann es zu Neuromen im Sinne von Nervennarben kommen. Davon betroffene Patienten berichten über elektrisierende Schmerzen und Taubheitsgefühl im Bereich der durchtrennten Nerven und können dadurch in ihrer Greiffunktion massiv beeinträchtigt sein. Die Entfernung des Neuroms erfolgt als mikrochirurgischer Eingriff und wird zumeist ambulant ausgeführt.

Die übrigen Formen von Tumoren und tumorähnlichen Veränderung der Hand sind eher selten zu finden. Exemplarisch sind u. a. noch Tumoren der Blutgefäße (Hämangiome), des Fettgewebes (Lipome) und des Bindegewebes (Fibrome) zu nennen. Bösartige Tumoren stellen die große Ausnahme dar: Sie machen selten mehr als 1% aller Fälle aus und können dann vorwiegend die Haut (z.B. Plattenepithelkarzinom), noch seltener die Weichteile oder den Knochen betreffen. In diesen Fällen ist die interdisziplinäre Diagnostik und Therapie unter Hinzuziehung von u. a. Pathologen, Radiologen, Onkologen und Strahlentherapeuten entscheidend für den Behandlungserfolg.

Ansprechpartner

Zentrum für Hand- und Rekonstruktive Chirurgie
Dr. Giuseppe Broccoli

Tel 0421.8778-155
Fax 0421.8778-108
Mail handchirurgie@roland-klinik.de